Nürtinger Orgeltage - Eröffnungskonzert

Sonntag, 7. Oktober, 17 Uhr

Werke von C. P. E. Bach, E. Grieg, F. Poulenc u. a.

Thomas Gindele (Göppingen), Orgel

Nürtinger Kammerorchester

Leitung: Walter Schuster

 

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Nürtinger Orgeltage - 1. Konzert

Sonntag, 14. Oktober 07, 17 Uhr, St. Johannes

Konzert für Posaune, Alphorn und Orgel

Prof. Armin Rosin (Stuttgart), Posaune & Alphorn

Andreas P. Merkelbach, Orgel

 

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Nürtinger Orgeltage - 2. Konzert

Sonntag, 21. Oktober 07, 17 Uhr, St. Johannes

Andreas Maisch, Rheinau

Nürtinger Orgelnacht

Abschlusskonzert der Nürtinger Orgeltage

Samstag, 27. Oktober 07, 21–24 Uhr

Angelika Rau-Čulo, Michael Čulo, Andreas P. Merkelbach, Orgel

Mit donnernden Akkorden in die herbstliche Nacht

Orgel-Trio: Andreas Merkelbach, Angelika Rau-Čulo und Michael Čulo (von links). Foto: heb

Die Nürtinger Orgeltage fanden am Samstag mit einer Orgel-Nacht in der Nürtinger Stadtkirche ihren Abschluss

 

NÜRTINGEN. Mit düsteren Klängen und strahlenden Akkorden gingen am Samstagabend in der Stadtkirche die Nürtinger Orgeltage zu Ende. Unter den gefühlvollen und kundigen Händen der drei Nürtinger Kirchenmusiker Angelika Rau-Čulo, Michael Čulo und Andreas Merkelbach gab sich die noch ziemlich neue Goll-Orgel von St. Laurentius eine halbe Nacht lang überwiegend weltlicher Musik zugeneigt. Präludien von Dietrich Buxtehude wechselten sich mit Stücken aus den Federn von dessen barocken Zeitgenossen und Komponisten aus der Zeit der Romantik ab. Zudem vergaß keiner der drei Musiker, Musik aus der Zeit des 20. Jahrhunderts zu berücksichtigen.

 

Als Gastgeberin freute sich die Nürtinger Bezirkskantorin Angelika Rau-Čulo, dass trotz der späten Stunde so viele Musikfreunde den Weg in die Stadtkirche gefunden haben. Sie selbst betrat als Erste die Orgelempore, um mit einem C-Dur-Präludium die Nürtinger Orgelnacht einzuleiten. Der Komponist Dietrich Buxtehude war auch in den Programmen ihrer beiden Kollegen zur Einleitung vorgesehen, doch wich, wie sich erweisen sollte, Andreas Merkelbach hier ein wenig von der (selbst gesetzten) Norm wieder ab.

 

Mit einer Bach-Sonate setzte die seit einigen Monaten in Nürtingen als Kantorin tätige Organistin ihr Programm fort und blieb auch mit dem darauffolgenden Werk, einer aus vier relativ kurzen Sätzen bestehenden Sonate des eher der romantischen Schule zugerechneten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, dem eher klassischen Kanon der Orgelliteratur verpflichtet. Das änderte sich erst mit dem letzten Stück, das die Kirchenmusikerin für ihren Vortrag ausgesucht hatte. Der von Kindesbeinen an blinde Jean Langlais (1907 bis 1991), gebürtiger Bretone, galt als einer der experimentierfreudigsten Musiker seiner Zeit. Seine Suite Breve verknüpft die altfranzösische Formsprache mit einer höchst modern anmutenden Kompositionsweise.

 

Jedem der drei Organisten stand am Sonntagabend eine Dreiviertelstunde zur Verfügung, um zwischen 21 und 24 Uhr zur jeweils vollen Stunde sein Teilkonzert zu absolvieren, so dass dazwischen jeweils eine 15-minütige Pause zum Genuss eines Getränks und eines Imbisses genutzt werden konnte, die den Besuchern in der Chorapsis von helfenden Händen gereicht wurden.

Nicht uneingeschränkt tauglich war die Nürtinger Orgelnacht für schreckhafte Gemüter. Nicht selten brach in die nach einem Stück entstandene Stille mit Brachialgewalt einer jener so gerne als strahlend (siehe oben) beschriebenen Akkorde. Nicht so während des Vortrags von Michael Čulo, in dessen Zentrum die durchweg melodisch und freundlich wirkenden skizzenartigen Vesper Voluntaries von Edward Elgar standen. Sie mussten dem geneigten Zuhörer bei den Anstrengungen behilflich sein, sich mit der Düsternis und schwermütig wirkenden Strenge der Phantasien von Jehan Alain auseinanderzusetzen. Da wirkte Buxtehudes Toccata, in d-Moll gesetzt, zum Abschluss doch angenehm versöhnend mit der bösen, kriegerischen Welt, deren Opfer Alain 1940 an der deutsch-französischen Front wurde.

 

Den einzig wahren Platz in einer während des Konzertes allmählich unwirtlich abkühlenden Kirche (nicht zuletzt deshalb hatte sich die Zahl der Zuhörer inzwischen auf knapp die Hälfte reduziert), nämlich den an der Orgel, nahm als Letzter der Kantor der katholischen Kirche St. Johannes, Andreas Merkelbach, ein. Dieser konnte es auch diesmal nicht lassen, unter Beweis zu stellen, dass er es mit dem Ernst der ernsten Musik nicht immer ganz ernst meint und wohl manchmal ganz gerne Musikant wäre. Zwar auch in seinem Programm: Barock und Spätromantik, Buxtehude und Max Reger. Doch an den Beginn seiner Ausführungen setzte Merlkelbach die Komposition Sortie des französischen Orgelkomponisten Louis Levebure-Wely, die durch ihre teilweise ausgefallene Registrierung Aufmerksamkeit erregte. Der 1971 entstandenen Toccata alla Rumba des Wiener Autors Peter Planyavsky folgte und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der meisten Zuhörer die Orgelinterpretation des italienischen Volksliedklassikers O sole mio von Edwin Henry Lemare. In Erinnerung an den vergangenen Sommer, wie Merkelbach nach dem Konzert verriet. Und weils so schön war, setzte der Organist mit César Francks Final, Opus 22, einen passenden Schluss in B-Dur.

Heinz Böhler

Quelle: NTZ 30.10.2007