"Der Mond ist aufgegangen"

Am Samstag, 3. Dezember 2011 um 16 Uhr luden die Musik an der Stadtkirche und die Musik- und Jugendkunstschule Nürtingen zu einem Familienkonzert mit Abend- und Wiegenliedern unter dem Titel „Der Mond ist aufgegangen“ in die Stadtkirche St. Laurentius ein. Die Idee, in Nürtingen ein Familienkonzert zu machen, bei dem viele der wunderschönen Wiegen- und Abendlieder gemeinsam gesungen und musiziert wurden, entstand aus dem erfolgreichen „Wiegenlieder-Projekt“, einer gemeinschaftlichen Aktion für das Singen mit Kindern von Carus-Verlag und SWR 2, iniziiert von dem Konzert- und Opernsänger Cornelius Hauptmann. Ausgangspunkt hierfür war die Beobachtung, dass wir zwar immer mehr Musik um uns haben, aber immer weniger selber singen und musizieren, dass uns also das Singen nicht mehr „in die Wiege gelegt“ wird. Beim Familienkonzert in der Stadtkirche St. Laurentius musizierten das Blockflöten-Ensemble und das Streicher-Ensemble der Musik- und Jugendkunstschule unter der Leitung von Ingrid Haussmann und Birgit Schuster. Daneben erklangen auch einige solistisch gesungene Lieder und Orgelimprovisationen. Neben den beiden Bezirkskantoren Angelika Rau-Čulo und Michael Čulo (Orgel) wirkten außerdem noch Bettina Müller-Hesse (Sprecherin beim SWR) und Thomas Scharr (Bass) mit.

Die Kraft des Gesangs in die Welt getragen

Die jungen Musiker des Blockflöten- und des Streicher-Ensembles der Musik- und Jugendkunstschule Nürtingen waren mit Feuereifer bei der Sache. lin

Ein Familienkonzert in der Stadtkirche lud am Samstag zum Mitsingen von Abend- und Wiegenliedern ein

 

NÜRTINGEN. Die „Musik an der Stadtkirche“ und die Musik- und Jugendkunstschule Nürtingen veranstalteten am Samstagnachmittag ein Familienkonzert in der Stadtkirche St. Laurentius. Das Programm, betitelt mit dem bekannten Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“, beinhaltete traditionelle Abend- und Wiegenlieder zum Mitsingen und Zuhören. Die Kirche war sehr gut besucht.

 

„Singen macht einen nicht klüger und auch nicht zu einem besseren Menschen, aber es macht gesünder, friedlicher und es stärkt die emotionale Intelligenz“, erklärte Bettina Müller-Hesse, SWR-Sprecherin und Moderatorin des Konzerts, die positive Auswirkung des Singens. Den Impuls für die Veranstaltung gab das von Konzert- und Opernsänger Cornelius Hauptmann initiierte „Wiegenlieder-Projekt“, das 2009 von Carus-Verlag und SWR 2 gestartet wurde. Ziel des Benefiz-Projekts ist es, das Singen innerhalb von Familien zu fördern, da es in der heutigen Zeit kaum noch von Bedeutung ist.

 

Fürs Singen gab es bei dem Familienkonzert ausreichend Gelegenheit, und Jung und Alt machten denn auch begeistert mit. Die jungen Musikerinnen und Musiker der Musik- und Jugendkunstschule begleiteten das musikalische Geschehen in kreativen Variationen. Es musizierten 70 Spieler des Blockflöten-Ensembles unter der Leitung von Ingrid Haußmann und 16 Streicher unter der Leitung von Birgit Schuster. Unterstützt wurden sie durch die beiden Nürtinger Bezirkskantoren Angelika Rau-Čulo und Michael Čulo abwechselnd an der Orgel, der Truhenorgel und dem Flügel. Der Stuttgarter Bariton Thomas Scharr, der in jungen Jahren bei den Hymnus-Chorknaben mitsang, später Musik studierte, lange Zeit als Opernsänger tätig war und heute gefragter Konzertsänger ist, wirkte solistisch mit.

 

Nach einem Präludium von Felix Mendelssohn-Bartholdy, gespielt von Angelika Rau-Čulo an der Orgel, begann das Konzert mit „Der Mond ist aufgegangen“. Der Text ist von Matthias Claudius und die Melodie von Johann A. P. Schulz. Es ist laut Moderatorin Müller-Hesse das berühmteste Volkslied der Deutschen. Bereits beim zweiten Lied des Nachmittags „O wie wohl ist mir am Abend“, ein Kanon nach Carl Friedrich Schulz, wurde das Publikum aktiv musikalisch einbezogen. Angelika Rau-Čulo dirigierte das begeistert mitsingende Publikum.

 

Scharr sang das bekannte Wiegenlied „Guten Abend, gut Nacht“ von Johannes Brahms. „Obwohl Abend- und Wiegenlieder für Kinder gedacht sind, verstehen diese nicht immer die vorwiegend alte Ausdrucksweise der Texte“, leitete Müller-Hesse dieses Lied ein. Die erste Strophe „Guten Abend, gut Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlüpf unter die Deck“ führe bei Kindern oft zu einem Unverständnis, da ihnen nicht bewusst sei, dass mit „Näglein“ Nelken gemeint sind, die wie Rosen etwas Gutes und Angenehmes bedeuten, erläuterte Müller-Hesse ein Ergebnis der Befragungen von Kindern im Rahmen des „Wiegenlieder“-Projekts. Weitere Solostücke von Scharr waren „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger und das „Wiegenlied der Hirten“ für das Jesuskind von Heinrich Reimann. Müller-Hesse wollte von Scharr als dem Vater dreier Kinder wissen, ob er diesen auch Abendlieder vorsinge. Für seinen jüngsten Sohn konnte er die Frage bejahen: „Er ist begeistert von Abendliedern und wünscht sich jeden Abend die gleichen vier!“

 

Ein weiterer „Einschlafhelfer“, wie Müller-Hesse sich ausdrückte, war „Die Blümelein sie schlafen“. Das Wiegenlied war ursprünglich ein Weihnachtslied, dessen Melodie noch heute zu dem Text „Zu Betlehem geboren“ gespielt wird. Dass aufgrund der vielen Wiegenlieder nach der Hälfte des Konzerts bereits ein Kind in der ersten Reihe eingeschlafen war, wertete Müller-Hesse als Erfolgserlebnis.

 

Lieder, bei denen das Publikum mitsingen konnte und Solostücke der Streicher, der Blockflöten und der Orgel wechselten sich ab. So konnte nach einer Improvisation über Wiegenlieder, einem Solo von Michael Čulo an der Orgel, das Publikum bei den Liedern „Kindlein mein“ und „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ wieder mitsingen. Dass jemand tatsächlich die Sterne zählen wird beziehungsweise kann, ist unwahrscheinlich, die Wissenschaft hat jedoch ihre Methoden, dies zu tun: „Es sind 3000 bis 5000 Sterne, die man mit bloßem Auge sehen kann und insgesamt 100 Milliarden Sterne allein in unserer Galaxie, der Milchstraße“, erklärte Müller-Hesse den staunenden Kindern im Publikum.

 

Zum Abschluss wurde der Kanon „Herr bleibe bei uns“ gesungen. Angelika Rau- Čulo übernahm wieder die Rolle der Dirigentin für die unterschiedlichen Einsätze des Publikums in den Kanon. Begeisterter Beifall war der Dank für die Darbietenden. Zum guten Schluss forderte Müller-Hesse dazu auf, die Kraft des Gesangs weiter in die Welt zu tragen.

Quelle: NTZ 06.12.2011

Wiegenlieder-Schaufenster

in der Buchhandlung im Roten Haus

„Gloria“

Sonntag, 18. Dezember, 19 Uhr

 

Das Konzert zum Abschluss des Weihnachtsmarkts gestalteten 2011 Magdalena Bränland (Sopran), Bernd Valentin (Bass) und das Nürtinger Konzertensemble unter der Leitung von Hans-Peter Bader. Auf dem Programm standen zwei Werke der französischen und deutschen Romantik bzw. Spätromantik: Francis PoulencsGloria“ und Josef Gabriel Rheinbergers Oratorium „Der Stern von Bethlehem“.

Kantatengottesdienst zum Christfest

Montag, 26. Dezember, 10.15 Uhr

Kerstin Wagner, Alt

Rüdiger Linn, Tenor

Thomas Scharr, Bass

Nürtinger Kantorei

Orchester der Stadtkirche

Leitung: Michael Čulo

 

Im Zentrum des traditionellen Kantatengottesdienstes stand die Bach-Kantate „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes“ BWV 40.

„Oboe & Orgel“

Samstag, 31. Dezember, 22 Uhr

Kirsty Wilson, Oboe

Angelika Rau-Čulo, Orgel

 

Beim traditionellen Konzert zur Jahreswende waren 2011 Werke für Oboe und Orgel aus verschiedenen Jahrhunderten zu hören.

„Allen auf Erden sei Friede und Freude“

Konzert zum Jahresende in der Stadtkirche mit der Oboistin Kirsty Wilson und der Organistin Angelika Rau-Čulo

 

VON HEINZ BÖHLER

 

NÜRTINGEN. Beim traditionellen Konzert zur Jahreswende waren am Samstagabend in der Nürtinger Stadtkirche St. Laurentius unter anderem Werke für Oboe und Orgel von Georg Philipp Telemann, Richard Wagner und Josef Gabriel Rheinberger zu hören. Ausführende waren Angelika Rau-Čulo an der Orgel und die Oboistin Kirsty Wilson.

 

Mit einer Stunde besinnlicher Musik stimmten die Bezirkskantoren Angelika Rau-Čulo und Michael Čulo unter maßgeblicher Mitwirkung der australischen Oboistin Kirsty Wilson die Nürtinger auf den bevorstehenden Jahreswechsel ein. Dabei kamen in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Stadtkirche neben den Werken von Wagner, Rheinberger und Telemann auch eine moderne Komposition des aus Westerland auf Sylt stammenden Komponisten Dirk-Michael Kirsch und zwei Eigenkompositionen von Michael Čulo zur Aufführung.

 

Den Anfang machten die Sätze „Largo“, „Vivace“, „Mesto“ und noch einmal „Vivace“ einer Sonate für Oboe und Orgel aus der Feder des Bach-Zeitgenossen Georg Philipp Telemann.

 

Im Zentrum des Silvester-Konzerts 2011 stand das daran anschließende Orgelwerk „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Michael Čulo, vorgetragen von seiner Frau Angelika Rau-Čulo, die dabei den Vorzug genießen durfte, die Noten vom Komponisten persönlich umgeblättert zu bekommen.

 

Einem fanfarenartigen Beginn folgte ein eher lyrisch angelegter Fortgang, sich melodisch und harmonisch an alten Chorälen orientierend. Danach schwieg die Königin der Musikinstrumente für eine Weile, um mit dem Publikum den pastoralen Klängen eines Hirtenliedes aus der Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner zu lauschen, das die australische Oboistin Kirsty Wilson auf ihrem Instrument mit Hingabe intonierte.

 

Kirsty Wilson studierte 1989 bis 1992 bei David Nuttall an der School of Music, Australian National University in Canberra, in Australien, und 1994 bis 1998 bei Professor Diethelm Jonas an der Hochschule für Musik in Trossingen. Nach verschiedenen Engagements in Santiago de Compostela, Plauen, Darmstadt, beim Musical Theater in Stuttgart und bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen hat sie sich entschlossen, freiberuflich zu arbeiten.

 

Sie spielt regelmäßig mit beim Bach Collegium Stuttgart, Stuttgarter Kammerorchester, Budapest Festival Orchestra, Stadttheater Pforzheim, Bayerischen Kammerorchester, Münchener Kammerorchester und anderen Ensembles. In Nürtingen wurde sie nicht zuletzt für ihre Interpretation des Solstitium opus 22 von Dirk-Michael Kirsch gefeiert, dem sie – wohl mit dem Komponisten konform – ein wenig die Stimmung von Claude Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ mit in die letzte Winternacht des Jahres 2011 gab.

 

Mit zwei Stücken von Gabriel Josef Rheinberger ging es in den zweiten Teil des Konzertes. Wobei zunächst die Orgel wieder solistisch und mächtig zum Zuge kam, während sich die Oboe zum Andante Pastorale wieder harmonisch einfügte, das sanfte Hirtenstück fast zu einem Wiegenlied schmeichelte.

 

Auch zum Finale ging es in die vermeintliche Idylle des ländlichen Hirtenlebens. Kroatische Weihnachtslieder hatte sich Michael Čulo für seine „Pastorale“ zur Bearbeitung vorgenommen, wobei hier jene Hirten angesprochen sind, denen der Engel die Ankunft des Heilands verkündet. „Freuet euch, ihr Völker“ und „Allen auf Erden Friede und Freude“ mögen zwar ursprünglich auf Weihnachten bezogen sein, stellen jedoch auch als Neujahrswunsch nicht die schlechteste Wahl dar. Der am Ende losbrechende Applaus legte den Künstlern die dringende Bitte ihrer Zuhörer um eine Zugabe nahe, der sie bereitwillig nachkamen.

NTZ, 02.01.2012