„Sende dein Licht“ – Psalmen und Lieder zum Beginn des Kirchenjahres

Stunde der Kirchenmusik

Samstag, 12. Februar, 18 Uhr

 

Aurelius Sängerknaben Calw

Leitung: Bernhard Kugler

 

Michael Čulo, Orgel

 

Immer wieder sind in der Reihe „Stunde der Kirchenmusik“ auch herausragende Chöre der näheren und weiteren Umgebung zu hören. So gastierten 2011 am Samstag, 12. Februar 2011 um 18 Uhr die Aurelius Sängerknaben Calw mit ihrem Leiter Bernhard Kugler in der Stadtkirche St. Laurentius. Sie sangen ein Programm mit Psalmen und Liedern zum Beginn des Kirchenjahres unter dem Titel „Sende dein Licht“.

Die Aurelius Sängerknaben Calw wurden 1983 gegründet; der Name des Chores verweist auf St. Aurelius, den ersten Patron des Klosters Hirsau in Calw, das über Jahrhunderte hinweg entscheidende Impulse für das Kultur- und Geistesleben des Abendlandes gegeben hat. Die Aurelius Sängerknaben Calw pflegen geistliche und weltliche Chormusik mit verschiedensten Aufgabenstellungen und Besetzungen. Anders als herkömmliche Knabenchöre werden sie nicht in einer Internatsschule ausgebildet, sondern bleiben in ihren regulären Familien- und Schulalltag eingebunden. In den letzten Jahren haben die Aurelius Sängerknaben Calw mit namhaften Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und der Staatskapelle Berlin sowie mit bekannten Dirigenten wie Claudio Abbado, Herbert Blomstedt, Pierre Boulez, Sylvain Cambreling, Michael Gielen, Krzysztof Penderecki und Daniel Barenboim zusammengearbeitet. Seit 2006 wirken die Sänger regelmäßig in Aufführungen von Gustav Mahlers Sinfonien Nr. 3 und Nr. 8 mit. Im Juni 2010 eröffneten sie mit der Uraufführung von „Der Traum vom Sein“ des österreichischen Komponisten Wolfgang Mitterer die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Die intensive Ausbildung von Solostimmen ist bei den Aurelius Sängerknaben Calw neben der chorischen Arbeit ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Seit 1987 bestreiten die Knaben Solopartien an in- und ausländischen Bühnen. Regelmäßig singen sie etwa das Knabenterzett in Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“. Der Chor wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er den Robert-Edler-Preis, den 1. Preis beim Deutschen Chorwettbewerb und den Trude-Eipperle-Rieger-Preis.

In Nürtingen waren die Knaben mit Werken von Monteverdi, Nystedt, Mendelssohn Bartholdy, Schubert u.a. zu hören. Das Chorprogramm wurde ergänzt durch Orgelwerke von Jehan Alain und Karl Böbel, gespielt von Bezirkskantor Michael Čulo.

Die Kirche zum Leuchten gebracht

Leuchtende Knabenstimmen erfüllten bei der Stunde der Kirchenmusik am Samstag die Nürtinger Stadtkirche. Foto: hwe

Die Aurelius Sängerknaben Calw beeindruckten in der Nürtinger Stadtkirche

 

VON HEIKE WEIS

 

NÜRTINGEN. Mit „Sende dein Licht“ war die Stunde der Kirchenmusik am Samstag überschrieben, und tatsächlich brachten die Aurelius Sängerknaben Calw mit ihren Stimmen ein Leuchten in die Stadtkirche St. Laurentius. Eingebettet in die Psalmen und Lieder zum Beginn des Kirchenjahres bereicherte Michael Čulo den Abend mit Orgelwerken von Jehan Alain und Karl Böbel.

 

Eine mit 20 Knaben- und 16 Männerstimmen sehr ausgewogene Besetzung hatte Bernhard Kugler, seit 2008 künstlerischer Leiter der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Aurelius Sängerknaben, mit nach Nürtingen gebracht. Schon beim ersten „Jubilate Deo“ von Laszlo Halmos wurde der fein abgestimmte Chorklang in der guten Akustik der Kirche zu einem Genuss, der sich durch das ganze Programm fortsetzte. Vier- bis achtstimmige Motetten und Psalmvertonungen a cappella von Vytautas Miskinis, Claudio Monteverdi, Meinrad Spieß, Andreas Hammerschmidt, Charles Villiers Stanford und Felix Mendelssohn-Bartholdy bildeten den Schwerpunkt, bei denen die leuchtenden Knabenstimmen von einem perfekten Fundament zu keinem Zeitpunkt dominierender Männerstimmen getragen wurden. Besonders die hohen Stimmen bestachen: glasklare Soprane, die schon frühzeitig auf herausragende Solostimmen schließen ließen, ohne dass je die Einheit darunter gelitten hätte, und Tenöre, die mit ihrem weichen Klang auch im Piano bezauberten.

 

Mühelos meisterte der Chor schwierige Passagen

 

Seine Klasse zeigte der Chor nicht nur klanglich, sondern auch darin, wie scheinbar mühelos und intonationssicher schwierige Passagen gemeistert wurden. So kosteten die Sänger beispielsweise die spannungsreichen Klangformationen in Knut Nystedts „Missa brevis“ voll aus. Während sich unter den Knaben naturgemäß wohl noch der ein oder andere nicht ganz so konzerterfahrene Sänger befand, konnten die 16 jungen Männer ihre Souveränität voll ausspielen, insbesondere bei der mit feinsten dynamischen Abstufungen interpretierten Motette „Je me suis fondu de joie“ von Darius Milhaud.

 

Das solistische Potenzial der regelmäßig Solopartien an in- und ausländischen Bühnen bestreitenden Aurelius Sängerknaben wurde beim Duett „Kommt, lasst uns anbeten“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, vorgetragen von Lukas Bolay und Tobias Kruse, deutlich. Sehr unterschiedlich waren die beiden Sopranstimmen, die dennoch harmonierten, wobei die höhere mit berückender Schönheit bestach.

 

Seine bekannte Klasse an der Orgel zeigte Michael Čulo bei einer Choralphantasie des ehemals an gleicher Stelle wirkenden Karl Böbel sowie den „Variations sur Lucis Creator“ von Jehan Alain. Vereint schließlich mit den Knabenstimmen auf der Empore bei Franz Schuberts „Gott ist mein Hirt“ konnte man sich in den Klang einhüllen lassen und einfach genießen.

 

Großen Applaus erhielten die Akteure dieser Stunde der Kirchenmusik, die mit „Jubilate Deo“ als Zugabe endete. Wenngleich man den enorm disziplinierten Sängerknaben aus Calw nicht ansehen konnte, ob sie selbst Freude am eigenen Musizieren hatten, so haben sie in jedem Fall den zahlreichen Besuchern viel Freude bereitet. Ein bisschen vom Leuchten dieser Stunde der Abendmusik „Sende dein Licht“ konnte so jeder mit nach Hause nehmen.

Quelle: NTZ 15.02.2011

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Sonntag, 20. Februar, 10.15 Uhr