Komponisten-Porträt: Karl Böbel

Stunde der Kirchenmusik „Spezial“

Sonntag, 1. Mai, 18 Uhr

 

capella laurentiana

Silke Kaiser, Sopran

Ulrike Böbel-Lude, Flöte

Susanne Böbel, Violine

Angelika Rau-Čulo, Klavier und Orgel

Michael Čulo, Leitung und Orgel

 

Im Zentrum dieser Stunde der Kirchenmusik „Spezial“ stand der frühere Nürtinger Bezirkskantor und Komponist Karl Böbel, der 2011 seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. Am Sonntag, 1. Mai 2011 fand im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik um 18 Uhr in der Stadtkirche St. Laurentius ein Komponisten-Porträt statt. Neben dem neu gegründeten Vokalensemble capella laurentiana, musizierten Silke Kaiser (Sopran), Ulrike Böbel-Lude (Flöte), Susanne Böbel (Violine), Angelika Rau-Čulo (Orgel) und Michael Čulo (Orgel und Leitung) Werke von Karl Böbel.

Verneigung vor Karl Böbel

Solisten und Vokalensemble zeichneten ein würdiges Porträt Karl Böbels. Foto: hwe

Die „Stunde der Kirchenmusik“ am Sonntagabend stand ganz im Zeichen der Werke des ehemaligen Nürtinger Kantors

VON HEIKE WEIS

 

NÜRTINGEN. Zahlreiche Besucher waren am Sonntag in die Stadtkirche St. Laurentius gekommen, um eine besondere „Stunde der Kirchenmusik“ zu genießen und auch um dem einstigen Nürtinger Bezirkskantor Karl Böbel die Ehre zu erweisen: Ehemalige Schüler, Weggefährten der Stationen seines Wirkens in Tübingen-Derendingen, Böblingen und Nürtingen, aber auch Menschen, die bis dato noch wenig oder gar nicht mit seinen Werken vertraut waren. Genau an diesem Sonntag hätte der 1990 verstorbene Komponist, Kantor und Hochschullehrer für Orgel und Orgelimprovisation seinen 80. Geburtstag gefeiert und aus diesem Anlass hatte das Bezirkskantorenehepaar Angelika Rau-Čulo und Michael Čulo ein Komponistenporträt zusammengestellt. „Höchste Zeit für eine solche Würdigung“, wie aus den Reihen der Gäste zu hören war.

 

Das Besondere: Töchter, Enkelkinder und auch die Ehefrau Böbels musizierten an diesem Abend gemeinsam mit dem Vokalensemble capella laurentiana, den Sopranistinnen Silke Kaiser und Claudia Burkhardt und dem Kantorenpaar und ließen es sich nicht nehmen, bei einigen Werken auch im Chor mitzusingen. Schließlich stand Böbels Schaffen im Vokalbereich im Mittelpunkt dieses Konzerts, in dem aber selbstredend auch Orgelwerke nicht fehlen durften. Das mit viel Fingerspitzengefühl zusammengestellte Programm demonstrierte auf eindrucksvolle Weise die enorme Vielseitigkeit des Komponisten, die immer wieder Überraschendes zum Vorschein brachte, um dann doch wieder zu einem schlüssigen Ende zu führen.

 

So begann das vor einem Jahr aus der Nürtinger Kantorei hervorgegangene Vokalensemble capella laurentiana bei „Schönster Herr Jesu“ in perfektem Unisono mit schwebendem Klang, durchschritt im Wechselspiel mit den Instrumentalisten verschiedene Stimmungen, um letztlich die Schönheit des Himmels und der Erden in Jesus vollmundig erklingen zu lassen. Oder Michael Čulo spiegelte im Orgel-Triptychon „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich“ die tiefgründigen Stimmungen des Textes von Paul Gerhardt wider, hin zur aufrecht empfundenen Zuversicht „... was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert“.

 

Auch Sopranistin Silke Kaiser gelang es, die von Böbel so trefflich charakterisierten Nachtkerzen, Schneeglöckchen und Kornblumen (vom Ulmer Dichterpfarrer August Ebert) in all ihren Nuancen zum Leben zu erwecken. Bewegend waren besonders die zarten Einsätze, die sanften, teils wehmütigen Klänge, bevor sie ihre in der Höhe sehr markante Stimme immer wieder aufleuchten ließ. Bei der „Musik zum 13. Sonntag nach Trinitatis“ mit einer hervorragenden Ulrike Böbel-Lude an der Flöte und der nicht minder versierten Angelika Rau-Čulo an der Orgel meisterte Silke Kaiser technisch anspruchsvolle Passagen mit vielen Sprüngen gekonnt und vereinte ihre Stimme mit der Flöte zu reizvollen Klangkombinationen.

 

Passend zum Maianfang bildete die „Kleine Maikantate“ für Chor und Instrumentalensemble einen der Höhepunkte des Abends, bei dem sich die Sängerinnen und Sänger nach sanftem Einstieg von Streichern und Querflöte zu frohlockender Glückseligkeit aufschwangen. Nicht minder gefiel der mit durchweg geschulten Stimmen besetzte Klangkörper bei „Ich weiß ein lieblich Engelspiel“, bei dem Ulrike Böbel-Lude zur Abwechslung auf der Sopran-Blockflöte brillierte und Claudia Burkhardt das Sopransolo übernahm. Leider wurde in dieser Komposition ihre sehr schöne, runde Stimme etwas von der recht dominanten ersten Violine überdeckt, aber dennoch war dies ein Stück so richtig zum Genießen.

 

Obwohl in der Stadtkirche die Nacht noch längst nicht hereingebrochen war, leitete Michael Čulo mit „Die Nacht ist kommen“ an der Orgel gefühlvoll auf den Abschluss des Programms hin, der mit dem „Abendlied“ schließlich gekommen war, bei dem sich die Soprane des Chores unter Čulos äußerst präzisem und einfühlsamem Dirigat nochmals zu großer Höhe aufschwingen mussten. Tief bewegt zeigten sich am Ende viele der ehemaligen Weggefährten und Freunde von dieser „Stunde der Kirchenmusik“, die ein absolut würdiges Porträt Karl Böbels zeichnete und mit der sich Mitwirkende wie auch Zuhörer vor dem Komponisten verneigten.

Quelle: NTZ 03.05.2011

St. Martin - Die Legende des Heiligen Martin

Ein Kindermusical von Veronika Bohnet (Text) und Michael Čulo (Musik)

Sonntag, 15. Mai 2011, 17 Uhr

Martinskirche Neckartailfingen

Nürtinger Kinder- und Jugendchor

Chorissimo I & II der Kirchrainschule Oberboihingen

Keltergeister Neckartailfingen

Projektkinderchor Neckartailfingen

Instrumentalisten

Leitung: Angelika Rau-Čulo

 

Ein großes Kooperationsprojekt fand Anfang 2011 anlässlich des Jubiläums 900 Jahre Martinskirche Neckartailfingen statt. Die Keltergeister und ein Projekt-Kinderchor aus Neckartailfingen, die beiden Chor-AGs aus Oberboihingen und der Nürtinger Kinder- und Jugendchor führten zusammen mit Instrumentalisten am Sonntag, 15. Mai 2011 um 17 Uhr in der Martinskirche Neckartailfingen das Kindermusical „St. Martin“ von Veronika Bohnet (Text) und Michael Čulo (Musik) auf. Rund 80 Kinder probten eifrig für dieses Großprojekt.

Mit tiefgehenden und wunderbaren Texten und eingängigen Liedern erzählten und spielten die Ausführenden die jahrhundertealte, anrührende und topaktuelle Geschichte Martins, der zunächst Soldat war, bis er einem Bettler begegnet, dem er die Hälfte seines Mantels schenkt – eine Begegnung, die sein Leben verändert hat.

Die Gesamtleitung hatte Bezirkskantorin Angelika Rau-Čulo.

Kindermusical als Geburtstagsgeschenk

Szene aus dem Kindermusical: Martin wird zum Bischof geweiht. Foto: Weis

Zum 900-jährigen Bestehen der Martinskirche Neckartailfingen feierte das Musical Sankt Martin Premiere

 

Rund 70 Kinder aus sechs verschiedenen Chorgruppen machten am Sonntag mit bei der Uraufführung des Musicals Sankt Martin, das von Michael Čulo und Veronika Bohnet eigens für den besonderen Kirchengeburtstag geschaffen wurde. Dabei platzte die Kirche fast aus allen Nähten und am Ende ernteten die Akteure wie die Autoren und Verantwortlichen donnernden Applaus.

 

VON HEIKE WEIS

 

NECKARTAILFINGEN. Aufgeregt waren sie, die Kinder der Keltergeister und des Projektkinderchors Neckartailfingen, des Nürtinger Kinder- und Jugendchores und der Kirchrainschule Oberboihingen, als sie sich den Weg durch die übervolle Kirche nach vorne bahnten. Aber schnell vergaßen sie die Aufregung und tauchten mit voller Konzentration in die Legende des Heiligen Martin ein. Auf das Pferd wurde laut Dirigentin Angelika Rau-Čulo aus Platzgründen lieber verzichtet, aber ansonsten war vor mehrfach wechselnder Kulisse alles wiederzufinden, was man aus der altbekannten Geschichte kennt – und noch ein bisschen mehr, wie Pfarrerin Ina Mohns am Ende augenzwinkernd bemerkte: „Uns war gar nicht bekannt, dass Martin das Meer so liebte und eine Schwester hatte, die unbedingt Soldatin werden wollte.“

 

Recht anspruchsvoll für Kinder waren die 16 Lieder von Michael Čulo mit vielen chromatischen Elementen, teilweise schwierigen Intervallen und Einsätzen, die vor allem den Solisten viel abverlangten. Allen voran Max Volz meisterte als Martin diese Hürden mit wunderschöner Sopranstimme auf beeindruckende Weise, und Katja Scheifele bot als Bettler und Gottes Stimme eine tolle Leistung. Auch die anderen Solisten und Darsteller machten ihre Sache gut und wurden – ebenso wie der Chor – von einem hervorragenden Instrumentalensemble rund um den Komponisten am Klavier getragen.

 

Besonders schön kam die von Hanna Keller mit Perfektion und Feingefühl interpretierte Blockflötenstimme zur Geltung. Die Chorkinder hatten offensichtlich ihre Freude an den etwas eingängigeren Passagen des Stücks, zum Beispiel beim Lied der Gänse, die Martin mit „Wi, wi, wi, wi gang, gang– da entlang, lang – seid nicht bang, bang“ verrieten, beim jubelnden Schlusslied des Volkes zur Bischofsweihe und beim wiederkehrenden Lied des Bettlers und der Stimme Gottes mit der Kernaussage der Geschichte: „Was du tust denen, die leiden in Not, tust du für deinen allmächtigen Gott.“

 

Nach lang anhaltendem Applaus hatte Pfarrerin Mohns viel zu danken: „Ein Kindermusical zum 900. Geburtstag unserer Kirche haben wir uns gewünscht, aber dass es ein Musical würde, das extra für unsere Kirche geschrieben wird, hätten wir uns nicht träumen lassen.“ Vor zwei Jahren hätten sie und Pfarrer Konrad Maier-Mohns mit dem Bezirkskantorenehepaar die Idee besprochen und Angelika Rau-Čulo habe spontan „Ja“ gesagt. Hand in Hand erarbeiteten Pfarrerin Veronika Bohnet und Michael Čulo Text und Musik, die Einstudierung lag bei den jeweiligen Chorleiterinnen. Bei den Neckartailfinger Keltergeistern waren dies Katja Sequenzia und Tina Greule, bei Chorissimo 1 und 2 der Kirchrainschule Oberboihingen Henrike Bauer und die Bezirkskantorin selbst, die auch die Verantwortung für den Projekt-Kinderchor Neckartailfingen und den Nürtinger Kinder- und Jugendchor trug und die Gesamtleitung innehatte. Den Autoren bescheinigte Pfarrerin Mohns, in Musik und Text wunderbar die Stimmungen aufgenommen zu haben, und zeigte sich zuversichtlich, dass das Musical bei den vielen Martinskirchen landauf, landab reißenden Absatz finden werde. Ihr größtes Lob galt jedoch den mitwirkenden Kindern: „Ihr wart heute ein großer Chor und es war ein Vergnügen, euch zuzuhören“.

Quelle: NTZ 17.05.2011

Gottesdienst mit seLiG

Sonntag, 22. Mai, 10.15 Uhr

Kommt, eilet und laufet

Sonderkonzert

Sonntag, 22. Mai 2011, 19 Uhr

 

J.S. Bach: Osteroratorium BWV 249

Himmelfahrtsoratorium BWV 11

„O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“ BWV 34

 

Fanie Antonelou, Sopran

Ruth Sandhoff, Alt

Andreas Weller, Tenor

Falko Hönisch, Bass

Nürtinger Kantorei

L´arpa festante

Leitung: Michael Čulo

 

Am Sonntag „Cantate“, 22. Mai 2011, fand um 19 Uhr ein Sonderkonzert der Nürtinger Kantorei statt. Auf dem Programm standen Bachs Oster- und Himmelfahrtsoratorium sowie die Kantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“ BWV 34. Bachs Osteroratorium fällt in Bachs Schaffen durch seine einzigartige Werkkonzeption auf. Der zugrunde gelegte Text orientiert sich an den Berichten von der Auferstehung Jesu, mit geringfügigen, aber charakteristischen Unterschieden mitgeteilt von den Evangelisten Markus, Lukas und Johannes; wichtig ist vor allem das Johannesevangelium, weil nur in ihm die vier Personen vorkommen, von denen in Bachs Komposition die Rede ist. Bachs Himmelfahrtsoratorium dagegen ist ein knapp angelegtes Oratorium, dessen Grundlage der fortlaufende biblische Bericht aus der Apostelgeschichte ist. Ergänzt wird das Programm durch die Pfingstkantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“ BWV 34, dessen Partitur wohl in den Jahren 1746 und 1747 entstanden sind. Alle drei Werke passen mit ihren festlichen Tonarten und Besetzungen mit Trompeten und Pauken wunderbar in die Oster- und Pfingstzeit.

Es musizierten Fanie Antonelou (Sopran), Ruth Sandhoff (Alt), Andreas Weller (Tenor), Falko Hönisch (Bass), die Nürtinger Kantorei und das Barockorchester L’arpa festante. Die Leitung hat Michael Čulo.

„O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“

Barocker Wohlklang füllte am Sonntagabend beim Konzert der Nürtinger Kantorei die Stadtkirche St. Laurentius. Foto: Erika Kern

Nürtinger Kantorei und Solisten gestalteten ein fulminantes Konzert über Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten in der Nürtinger Stadtkirche

 

VON HELMUTH KERN

 

NÜRTINGEN. Eine freudige und wunderbare Zeit im Kirchenjahr sind die fünfzig Tage nach Ostern, die in Pfingsten kulminieren. Dies zeigten schon die drei Kupferstiche, Bibelillustrationen aus dem späten 16. Jahrhundert, auf der Titelseite des Programmheftes: Ein Toter steht aus dem Grab auf, er erscheint vielen Menschen und schwebt aus ihrer Mitte hinauf in den Himmel, aus dem eine Taube, Symbol des Heiligen Geistes, herunterschwebt und die Flamme der Geistkraft bei den Menschen entzündet.

 

Die drei Bilder standen für drei festliche Werke von Johann Sebastian Bach aus seiner Leipziger Zeit, in denen diese Freudenzeit Musik wird: Osteroratorium BWV 249 (1725), Himmelfahrtsoratorium BWV 11 (1735) und Pfingstkantate BWV 34 (um 1746/47). Allen drei Werken ist eigen, dass Bach teilweise weltliche Kantaten umgearbeitet hat.

 

Dieses sogenannte Parodieverfahren war damals gängige Praxis: Kompositorisches Material wird in neuem Textzusammenhang wieder verwendet und verdichtet. Im ganzheitlichen Weltverstehen des Barock unterscheidet sich der Stimmungsgehalt von Freude oder Trauer in weltlicher und geistlicher Musik nicht. So konnten kompositorische Figuren bestimmte Emotionen beim Hörer auslösen, gleichgültig, ob sie den Lobpreis eines Fürsten oder Jesus den Herrn musikalisch sinnfällig machen sollen. Bach hat dem Osteroratorium zum großen Teil eine Glückwunschkantate für den Herzog von Sachsen-Weißenfels zugrunde gelegt; im Himmelfahrtsoratorium wurden Teile einer Einweihungskantate und einer Hochzeitskantate für ein bürgerliches Brautpaar ein- und umgearbeitet, in der Pfingstkantate eine Hochzeitsmusik.

 

Unter dem mitreißenden Dirigat von Michael Čulo sang die Nürtinger Kantorei ihren Part begeistert und begeisternd. Čulo verstand es, durch die wohlbedachte Aufstellung des Chors trotz der Übermacht der Frauenstimmen einen ausgeglichenen und vollen Chorklang zu erreichen. Mit dem ausgezeichneten Barockensemble „L’arpa festante“, das die Klangfarbigkeit der Werke sowohl in ihrer prächtigen Festlichkeit wie im zurückhaltenden zarten Klang differenzierend gestaltete, hatte Čulo Instrumentalisten engagiert, die mit höchster Musikalität ihren Orchesterpart spielten, sensibel, ausdrucksstark und lebendig. Der Klang ihrer Instrumente, den historischen nachgebaut, bezauberte. Ihren Continuopart an der Truhenorgel gestaltete Angelika Rau-Čulo, ganz in der Klangwelt aufgehend, mit Vitalität.

 

Als Solisten hatte das Kantorenpaar versierte und einfühlsame Sängerinnen und Sänger gewonnen: Fanie Antonelou (Sopran), die durch ihre volle und geschmeidige Stimme beeindruckte, Ruth Sandhoff (Mezzosopran), Andreas Weller (Tenor) mit weichem, lyrischem Timbre und Falko Hönisch (Bariton).

 

Festlich mit Pauke und Trompeten, kontrastreich in der weichen Linienführung der Querflöte, entwickelte sich der breit angelegte dreiteilige konzertante Eingangssatz zu „Kommt, eilet und laufet“. Die Bach’sche Kompositionskunst einer musica poetica (sprechende Musik) war an Herz, Gemüt und Verstand der Hörenden gleichermaßen gerichtet. In musikalisch reichem Spannungsbogen von Rezitativen und meditativen Arien entfaltete sich die Gewissheit, dass Jesus, der Heiland, wieder lebt. Begeisternd gestalteten Annette Hartenstein (Querflöte) und Fanie Antonelou die große Sopranarie „Seele, deine Spezereien“ in langen atmenden Melodiebögen, ebenso Andreas Weller (Tenor) und Katja Schönwitz und Esther Fluor (Blockflöten) die Arie „Sanfte soll mein Todeskummer“. Im apotheosegleichen, pulsierenden Schlusschor wurde die Freude über das befreiende Ostergeschehen hinreißend hörfällig.

 

Lobsingende Prachtentfaltung, instrumental und vokal, dominierte im Himmelfahrtsoratorium gleich zu Anfang im zügig genommenen „Lobet Gott in seinen Reichen“. Dem barocken Weltgefühl entsprechend werden in Rezitativen und Arien retardierende und betrachtende Stimmungsbilder über den mit der Himmelfahrt Jesu verbundenen Verlust entworfen. Den intimen, schwermütigen Abschiedsgesang in der bewegenden Altarie „Ach bleibe doch, mein liebstes Leben“ gestaltete Ruth Sandhoff mit ihrem dunklen Mezzosopran einfühlsam, und Konzertmeister Martin Jopp begleitete auf seiner Barockvioline in ruhigem, atmendem Duktus ausdrucksinnig. Im klangfarbenprächtig instrumentierten Schlusschoral mit seiner treibenden barocken Rhythmik im Orchesterpart wurde die Sehnsucht nach der Wiederkehr des in den Himmel aufgefahrenen Christus in seiner barocken Festlichkeit von Čulo überzeugend herausgearbeitet.

 

Mit der fünfsätzigen Pfingstkantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“, in deren Mitte eine Altarie das Wunder von Pfingsten besingt, „Wohl euch, ihr auserwählten Seelen“, schloss ein wunderbares und tief beeindruckendes Konzert, in dem die frohe Botschaft von Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten durchgängig sinnenfällig wurde.

 

Nach einer langen spannungsvollen Pause brandete begeisterter, nicht endenwollender Beifall in der gut besuchten Stadtkirche auf. Wohlverdient war dieser Applaus auch für das herausragende, intonationsreine und exakte Spiel von Guy Ferber, Andrea Christoph und Christoph Eisert auf ihren Naturtrompeten.

Quelle: NTZ 25.05.2011