Hoch und sehr prächtig

Das Projekt „366+1, Kirche klingt 2012“ – ein musikalischer Staffellauf durch ganz Deutschland – war am Samstag, 4. Februar 2012, 17 Uhr, zu Gast in Nürtingen. In der Stadtkirche St. Laurentius fand die 35. Veranstaltung dieser bundesweiten Reihe statt. Es erklangen Werke zum Leitlied "Wie schön leuchtet der Morgenstern" gespielt von Ludwig Güttler (Trompete und Corno da caccia) und Friedrich Kircheis (Orgel).

Beginnend am 1. Januar in Augsburg, zieht sich das musikalische Band im Frühjahr über den Süden und Westen Deutschlands an die sommerliche Nord- und Ostsee, im Herbst zu den Stätten der Reformation und im Winter nach Sachsen. Am 31. Dezember endet das klingende Schaltjahr in Zittau. Das besondere Konzert „+1“ erklingt in der Osternacht in der Mitte Deutschlands.

Das vom Kulturbüro der EKD und den Musikern der Landeskirchen organisierte Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und findet im Rahmen der Lutherdekade statt, die das 500. Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet.

Weiter Informationen unter www.ekd-366plus1.de

Verschmelzende Klänge

Der Trompeter Ludwig Güttler und der Organist Friedrich Kircheis gastierten am Samstag in der Nürtinger Stadtkirche

 

VON ANGELIKA RAU-ČULO

 

NÜRTINGEN. Trompete und Orgel – diese Kombination gehört sicher zu den beliebtesten Besetzungen bei Kirchenkonzerten. Am Samstag war in dieser Formation das Duo Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis in der voll besetzten Stadtkirche St. Laurentius zu hören. Güttler gehört zweifelsohne zu den erfolgreichsten Musikern der Gegenwart und hat sich nach seinem Studium in Leipzig als Solist, Lehrer, Musikforscher, Gründer und Mitglied verschiedener Ensembles und Förderer (insbesondere des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche) einen Namen gemacht und erfreut sich bis heute internationaler Reputation.

 

Mit seinem Orgel- und Cembalo-Partner Friedrich Kircheis, der in Leipzig studiert hat und anschließend als Kantor und Organist an der Diakonissenhauskirche in Dresden tätig war, spielt er seit einigen Jahrzehnten zusammen. Das Nürtinger Konzert wurde eröffnet mit Präludium, Ciacona und Fuge d-Moll von Johann Pachelbel, dem Urvater des mitteldeutschen polyphonen Orgelchorals. Viele verschiedene Kompositionsformen, die er verwandte, haben so bedeutende Komponisten wie Johann Sebastian Bach aufgenommen und weiterentwickelt. Kircheis interpretierte das mehrteilige Orgelwerk farbenreich, wobei ihm die Vielfalt der Goll-Orgel sehr entgegenkam.

 

Im Programm folgte die Sonate G-Dur für Trompete und Orgel von Jean Baptiste Loeillet. Das routinierte Duo Güttler/Kircheis gestaltete die langsamen Sätze mit sanfter Schönheit, die raschen Sätze hingegen mit sehr viel Kraft und übersteigerter Energie.

 

Die nun folgende Orgel-Toccata von Allessandro Scarlatti wurde von Kircheis mit viel Witz, Spielfreude und innovativen Registrierungen zum Klingen gebracht. Nach dem Voluntary C-Dur von Georg Friedrich Händel, strahlend und intonationssicher interpretiert, folgten zwei Choralbearbeitungen für Corno da caccia und Orgel. Das Corno da caccia entstammt der Gruppe der Horninstrumente und ist in seiner grundsätzlichen akustischen Struktur eine Naturtrompete in Hornform. Sein weicher, warmer Klang bietet optimale Voraussetzungen für ein geniales Verschmelzen von Orgel- und Bläserklang. Diese Verschmelzung gelang den beiden Musikern Güttler und Kircheis durchaus, nicht zuletzt durch die schön gewählten Tempi und das Sich-zurücknehmen im Dienste der wunderbaren Choralmelodien, die für sich sprachen.

 

Die Choralbearbeitung über den Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ war das bindende Element zum Projekt „366+1 – Kirche klingt 2012“, in dessen Rahmen das Konzert mit Güttler und Kircheis eingebunden war. So stellte ganz zu Beginn Bezirkskantor Michael ulo die Chronik vor, ein dickes Buch, das zu 366+1 Konzerten in Deutschland gewandert ist und noch weiterziehen wird und von Künstlerin Nici Stolz hier in Nürtingen einzigartig gestaltet wurde.

 

Im zweiten Teil des Programms erklangen Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, die Choralbearbeitung über „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“ BWV 662, der etwas mehr Ruhe gut angestanden hätte, und das überaus virtuos und kraftvoll interpretierte Präludium und Fuge a-Moll BWV 543. Telemanns Konzert für Trompete und Orgel bildete den Abschluss des Konzerts und zeigte einmal mehr die Vielseitigkeit der Goll-Orgel gerade auch als hervorragendes Instrument zur Begleitung von Solisten, mit seinen leuchtenden, aber stets angenehm intonierten Registern und Farben. Nach mehreren Zugaben verabschiedete sich Güttler mit seinem Partner Kircheis vom Publikum, das sich sicher noch lange und gerne an diesen Abend erinnern wird.

NTZ, 06.02.2012

Klingende Chronik zu Gast in Nürtingen

Am Samstag fand im Dekanat ein kleiner Empfang zum Projekt „366+1 – Kirche klingt 2012“ mit Bürgermeisterin Claudia Grau, Dekan Michael Waldmann und weiteren Vertretern aus der Kultur statt. Dieser von der EKD initiierte musikalische Staffellauf durch ganz Deutschland war nun zu Gast in Nürtingen. Das Konzert mit Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis war die 35. Veranstaltung dieser bundesweiten Reihe. Seit dem Jahresbeginn zieht sich das musikalische Band im Frühjahr über den Süden und Westen Deutschlands an die sommerliche Nord- und Ostsee, im Herbst zu den Stätten der Reformation und im Winter nach Sachsen. Am 31. Dezember endet das klingende Schaltjahr in Zittau. Das vom Kulturbüro der EKD und den Musikern der Landeskirchen organisierte Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und findet im Rahmen der Lutherdekade statt, die das 500. Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Eine Chronik, die das gesamte Projekt begleitet und von Bürgermeisterin Claudia Grau und Dekan Waldmann unterzeichnet wurde, reist zu allen Konzerten quer durch Deutschland und wird von Personen am jeweiligen Konzertort gestaltet. Für Nürtingen als Kunststadt hat diese künstlerische Gestaltung Nici Stolz übernommen. Am Sonntag wurde die Chronik dann nach Mössingen gebracht. Nähere Informationen unter www.ekd-366plus1.de. pm

NTZ, 07.02.2012